Hebbel-Preis 2024

Die 1985 in Eckernförde geborene Theaterautorin und Schriftstellerin Caren Erdmuth Jeß erhält den Hebbel-Preis 2024. Seit dem Erscheinen ihrer ersten beiden Theaterstücke Deine Mutter oder der Schrei der Möwe (2017) und Bookpink (2018) hat sie die deutsche Theaterszene vielfältig bereichert.

© Jewgeni Roppel

Mit der Grazer Uraufführungsinszenierung von Bookpink wurde sie 2020 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres erklärt. In den sieben, von einer Vielfalt von Figuren bevölkerten Szenen des dramatischen Kompendiums Bookpink, die jede für sich einen geschlossenen Text bilden, stellt Caren Jeß in originellem Tonfall und mit sprachlicher Virtuosität eine Vielzahl von Themen zur Debatte: Von Chancenungleichheit vor dem Hintergrund dysfunktionaler Familienkonstellationen über Identitätsfindung und Geschlechtervielfalt bis hin zu Einsamkeit und der Flucht in gefährliche Parallelwelten, in denen die Vernunft auf der Strecke bleibt.

Caren Jeß’ Interesse gilt sozialen Unterschieden und den Abweichungen von etablierten Normen. Ihre Stücke verhandeln drohende Abstürze (Der Popper, 2019), sezieren männliche Verhaltensmuster (Knechte, 2020) oder erzählen in einer „Partitur aus Wut“ (Eleos, 2021) von Frust und Zurückweisung, Niedergeschlagenheit, Angst, Gewalt und Hass, wobei es Caren Jeß gelingt, dieses abgründige Gefühl in eine verstörend schöne Symphonie aus Sprache, Klang und Form zu verwandeln.

Für ihr Stück Die Katze Eleonore (2022) erhielt sie 2023 mit der Dresdener Uraufführung den Mühlheimer Dramatikerpreis. Es sind die Reflexionen einer Frau, ehemals Immobilienmaklerin, die sich in eine Katze verwandelt, sich zunehmend auf deren Bedürfnisse und Wahrnehmungen konzentriert. Wie sich die Sinne dabei erweitern und Gesellschaft absolut nebensächlich wird, davon erzählt der Monolog Eleonores und zeigt zugleich die Ambivalenz radikaler Selbstbestimmung, stellt doch der Rückzug in die absolute Privatheit auch die drängende Frage nach der Verantwortung, die der Einzelne als Teil einer funktionierenden Gesellschaft tragen muss.

Der mit 5000,- € dotierte Hebbel-Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist der älteste Literaturpreis Schleswig-Holsteins. Er wurde im Rahmen einer Feierstunde am 17. März 2024 im Hebbel-Museum Wesselburen (Dithmarschen) übergeben, einen Tag vor dem 211. Geburtstag des Namensgebers Friedrich Hebbel.

Die Laudatio hielt Karla Mäder, Chefdramaturgin am Deutschen Theater Berlin, halten; Britta Lange, Vorsitzende der Hebbel-Stiftung, begründete die Entscheidung der Stiftung für Caren Jeß.

(v.l.: Britta Lange (Hebbel-Stiftung), die Preisträgerin Caren Jeß sowie Karla Mäder (Deutsches Theater Berlin); © Andreas Guballa)

Zu den bisherigen Trägern des Hebbel-Preises zählen Feridun Zaimoglu, Dirk von Petersdorff, Karen Duve, Jochen Mißfeldt, Nis-Momme Stockmann, Berit Glanz und Svealena Kutschke.
Der Hebbel-Preis 2024 wird unterstützt von der Dithmarscher Volks- und Raiffeisenbank eG.

Weitere Informationen und Kontakt:
Britta Lange (Vorsitzende der Friedrich-Hebbel-Stiftung )
Literaturhaus Schleswig-Holstein
E-Mail: lange@literaturhaus-sh.de
Tel: 0431-579 68 51

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